Manch einem mag nun der Gedanke gekommen sein oder er hat den wohlmeinenden Rat bekommen, erst Mal klein anzufangen.
Das klingt zunächst gut.
Erst mal Erfahrungen sammeln, nicht gleich einen „komplizierten“ Vogel wie einen Graupapageien nehmen, sondern mit etwas „einfachen“ wie einen Wellensittich üben.
Üben – das klingt schrecklich.

Ein Wellensittich hat genauso viel Anspruch auf gute Haltung wie ein Graupapagei. Er hat genauso viel Anspruch darauf, dass man sich vor einer Anschaffung genau informiert und seine eigenen Motive und Erwartungen hinterfragt.
Wellensittiche sind keine „Übungsvögel“.

Also gibt es so etwas wie „Anfängervögel“ gar nicht?

Es gibt zumindest Papageienarten, deren Ansprüche von einem Menschen leichter zu befriedigen sind.
Dazu zähle ich vor allem eine Reihe von Agapornidenarten (Rosenköpfchen, Schwarzköpfchen, Pfirsichköpfchen), Wellen-, Nymphen– und Singsittiche, mit Einschränkungen auch Ziegen– und Springsittiche sowie Bourkesittiche und einige andere Arten.
Aufgrund ihrer Größe können diesen Arten in einer Wohnung leichter angemessene Lebensräume und -bedingungen geschaffen werden.
Auch der Umgang gestaltet sich einfacher, bspw. sind Fragen der Erziehung und der Aggression gegenüber dem Halter alleine wegen der Schnabelgröße weniger relevant, Schäden an der Wohnung und Wohnungseinrichtung geringer.
Auch die Verpaarung ist in der Regel weit unproblematischer.

Dennoch darf nicht der Eindruck entstehen, dass es bei diesen Arten keine Probleme gibt:
So ist bei den Nymphen-, Ziegen- und Springsittichen das Dauerlegen ein verbreitetes Problem, wenn man keine Zuchtabsicht hat.
Wellensittiche sind bei falscher Fütterung und zu wenig Bewegung besonders anfällig für Übergewicht bis hin zu Fettgeschulsten.
Jedoch haben diese Vogelarten von Natur aus bereits eine geringere Lebenserwartung:
es ist sicher etwas zynisch, aber manche Haltungsfehler machen sich bei diesen Vögeln daher oft nicht bemerkbar.

Nymphensittich

Und es ist natürlich auch ein Unterschied, ob man sich für die nächsten vierzig oder mehr Jahrzehnte festlegt wie bei Großpapageien oder „nur“ für die nächsten 12 bis 15 Jahre (Wellensittiche, Agaporniden) bis 25 Jahre (Nymphensittiche). Hier ist auch die eigene Lebensplanung zu beachten.
Von daher erscheint es gut, Erfahrungen mit solchen Arten zu sammeln.

Allerdings weiß ich auch aus eigener Erfahrung, dass die Haltung bspw. von Wellen- und Nymphensittichen oder Rosenköpfchen auf die Haltung von Großpapageien mit ihren spezifischen Problemen nur in geringem Maße vorbereitet.
Und: wenn man den Traum von einem „richtigen Papageien“, einem großen Papageien hat, dann befriedigt die Haltung bspw. von Wellensittichen nicht unbedingt.
Sollte das dann  zur Folge haben, dass man zu wenig Aufmerksamkeit, Zeit, Geld 0investiert, weil man diese Vögel eigentlich nicht wollte, dass man diese Vögel als zweite Wahl begreift, dann sind es wieder die Vögel, die leiden müssen.

Doch wenn man Anfängervögel nicht als zweite Wahl oder eine „Notlösung“ ansieht, kann man mit ihnen seine Erfahrungen sammeln und sollte daher überlegen, ob man mit solchen Arten nicht anfängt ehe der Schritt zu einer schwieriger oder aufwändiger zu haltenden Art getan wird.

Wer sich also noch nicht auf bestimmte Arten festgelegt hat, sollte als „Anfänger“ in der Papageienhaltung sein Augenmerk erst einmal auch auf diese „Anfängervögel“ lenken.


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