Die meisten Papageien sind Wildtiere.

Bis auf den Wellensittich und, in noch eingeschränkteren Maße, auf den Nymphensittich und eventuell auch Halsbandsittiche, treffen auf keine Papageienart alle oben genannten Merkmale der Domestikation zu, auch wenn es einzelne Kennzeichen wie bspw. die Farbmutationen durchaus geben kann.
Das alleine reicht aber noch nicht, um von einer Domestikation zu sprechen.
Vergleicht man Aufnahmen von einem zahmen Graupapageien mit Bildern von freilebenden Graupapageien so dürfte kaum ein Mensch in der Lage sein, äußerliche Unterschiede auszumachen.
Und unsere Grauen wie auch die Mehrzahl der übrigen Papageienarten sind immer noch in freier Wildbahn überlebensfähig.

Ihre Anpassung an den Menschen ist im Vergleich zu den domestizierten Arten nur unzulänglich, die Kommunikation mit dem Menschen nur eingeschränkt möglich und oft voller Missverständnisse.

Für uns müssen wir deshalb daraus den Schluß ziehen, dass sich nicht die Papageien an uns anzupassen haben, weil sie es nicht oder in nur sehr eingeschränkten Maße können.
Wir müssen ihnen also ein Haltungssystem bieten, dass sie hinsichtlich ihrer Anpassungsfähigkeit – die natürlich von Art zu Art auch noch höchst unterschiedlich ausgeprägt ist – nicht überfordert.

Und für die Wohnungshaltung heißt es sogar:
Nicht der Papagei muß sich an uns anpassen, sondern wir an den Papageien. 
Gerade aber bei der Wohnungs- und vor allem Wohnzimmerhaltung, die ja eben noch anderen Zwecken dient als der Papageienhaltung, ist dies sehr schwierig und meines Erachtens meist nicht ohne Abstriche hinsichtlich der anderen Funktionen möglich: bspw. hinsichtlich der Ästhetik und der Gemütlichkeit.

Man muss genau überlegen, wo die eigenen Prioritäten liegen und ob diese – auch im wörtlichen Sinne – genügend Platz für Papageien lassen.1s. Erwartungen an die Wohnungshaltung von Papageien (Der Prozess der Anschaffung 2)Die eigenen Möglichkeiten (Der Prozess der Anschaffung 4)

Und die Zukunft?

Es läßt sich nicht ausschließen, das einige der häufig in Menschenhand gehaltenen und gezüchteten Papageienarten wie die Wellensittiche und die Nymphensittiche auch einen Domestikationsprozess durchlaufen werden.

Ja, ich möchte sogar weiter gehen und behaupten: es wird sich wahrscheinlich nicht verhindern lassen. Sobald Tiere wie Papageien in Menschenobhut gehalten werden gibt es immer eine Zuchtauswahl.

Nun dient die Zuchtauswahl im Bereich des Artenschutzes einen der Domestikation entgegengesetzten Zweck, nämlich dem, die genetische Vielfalt zu erhalten und die Tiere möglichst in der Wildform zu erhalten.

Auch wenn sich viele Privatzüchter inzwischen dem Ziel des Artenschutzes verschrieben haben, so halte ich es dennoch für unwahrscheinlich, dass dies bei der Mehrzahl der Privathalter ein Zuchtziel sein wird.

Eher anzunehmen ist, dass viele Züchter – ob beabsichtigt oder nicht – darauf hinwirken, dass sich die Papageien der verschiedensten Arten sich  in Größe, Gestalt, Farbe und Verhalten an die Ansprüche und Bedürfnisse des Menschen weiter anpassen.
Möglicherweise ist das auch gut so, solange andere Züchter sich weiterhin um den Erhalt der genetischen Vielfalt und der Wildformen bemühen und solange damit keine „Qualzucht“ verbunden ist:
diese Tiere sind dann vielleicht in der Lage, glücklicher mit den Menschen zusammenleben als derzeit ihre noch wilden Vettern im Wohnzimmer.2s. Der Zweck der Domestikation von Papageien

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